Biozide im Bausektor

Auch im Jahr 2023 gilt immer noch, dass ca. ein Viertel aller hergestellten Biozide in der Bauwirtschaft zur Anwendung kommt. Sie sollen in Putzen und Farben verhindern, dass sich Algen und Bakterien auf den Fassaden ansiedeln können oder Pilze die Putze beschädigen.

Leider bleiben die Gifte nicht in den Fassadenflächen, sondern sie werden vom Regen im Laufe der Zeit ausgewaschen und gelangen so in den Boden und die Gewässer. Was Biozide im Wasserhaushalt bewirken, wie die sogenannte „aquatische Toxizität“ wirkt, ist einigermaßen gut untersucht. In den letzten beiden Jahren wurden an der Hochschule Coburg auch umfangreiche Versuche unternommen, um die Auswirkungen auf den Boden, die „terrestrische Toxizität“ zu untersuchen. Hierfür wurden im Rahmen zweier Dissertationen insgesamt 350 Proben untersucht und bestimmt, welche Substanzen im Boden landen und was die Auswirkungen auf das Leben im Boden sind. Ziel ist es langfristig Entscheidungsgrundlagen für eine Regulierung des Biozideinsatzes im Bauwesen zu finden.

Grundsätzlich ist der Einsatz von Bioziden im Bauwesen vermeidbar. Rein mineralische Putze benötigen z. B. keine Biozide um lange Jahrzehnte schadenfrei zu funktionieren. Auch durch Dachüberstände und Fassadenbegrünungen ließe sich eine Besiedelung der Fassaden durch Algen und Biofilme wirkungsvoll eindämmen und eine Auswaschung der Giftstoffe (wenn man sie denn für nötig befindet) verhindern. So zeigt sich wieder einmal, dass nicht jede industrielle Neuerung wirklich ein Fortschritt ist und es fast immer sinnvoller ist, Probleme gedanklich bis zu den Wurzeln zu durchdringen, als schnell oberflächlich die Symptome zu kurieren.

Dipl.-Ing. Architekt Oliver Senger
SENGER Bau- und Immobilien-Consult
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